Eine kleine Reise nach Wandsbek, Grauwert&Stilbruch

[26.9. 12:12] Nico: „Ich bin in der Stadt unterwegs, vielmehr am Rand von Hamburg. Und es ist immer wieder so cool. Die Menschen, die Schicksale, die Leben denen man begegnet. Das flasht mich immer wieder, weil ich einfach beim Beobachten der Leute im Unterbewusstsein über Leben allgemein und mein Leben signiert.“
[26.9. 12:13] Nico: „Wenn es nicht so so irrelevant für mein Leben wäre, dann hätte ich gerne Fotos gemacht.“
[26.9. 12:17] Nico: „Von dem Opa, der seinen Garten mitten in der Stadt fein säuberlich und langsam hakt, die burschikose Mutter mit 1,80 und Kurzhaarfrisur, die mit einem Miniminiwurm im Tagetuch die alten Bücher im Stilbruch durchgeht.“

Wenn man sich so in seinem Leben aus Arbeit und Kindern bewegt, wobei es darum geht, was die Kinder heute Abend zum Essen bekommen, dass man im Drogeriemarkt seine Hafermilch kauft und den Kurzurlaub auf dem Bauernhof plant… Und dann die anderen Leute sieht.

Fast hätte ich die junge Frau, die zugegeben fast die vermutlich „langweiligste“ war, die ich heute sah, angesprochen: hallo, verzeihe, wenn ich dich so einfach anspreche. Ich sah dich mit deinem Hund so zügig durch den Park gehen und habe gerade eine etwas melancholische Stimmung, die dazu führt, dass ich mich frage was die Leute, die ich so sehe, eigentlich machen.

Du bist jung, ich denke so 35 jahre, deine Kleidung ist Kaputzenpulli, enger Jeans und Lederschuhen sportlich-chic, sagen wir caual. Dein Dalmartiner sagt mir, das du nocht schlecht verdienst und einen Freund hast. Vermutlich noch keine Kinder. Was machst du 10 uhr in einem Park in Wandsbek. Ich habe nicht gefragt, ob sistile gerade die Pause nutzt, wenn ihr drittes Kind seine ersten Stunden allein in der Kita-Eingewöhnungsphase ist, den Hund ihres Liebhabers auszuführen.

Viel lieber hätte ich mich in die Barrake vorm Stilbruch gesetzt und einen HotDog bestellt. Würde ich da allein sitzen, dann hätte ich den Kollegen hinter dem Tresen und vor der Frittierpfanne gefragt über was das letzte spannende Gespräch war. Oder auch wie er zu der Bude gekommen ist, wer die da so hingezimmert hat, das sie so aussieht als habe sich ein handwerklich minderbegabter Vater aus Bauabfällen eine Gartenlaube bauen müssen.

Da ich jedoch Urlaub habe und doch keine Zeit lies ich es und betrat den Wandsbeker Stilbruch-Markt. Und wenn sehe ich als ich die Halle betrete: 100 Leute, die ich gerne in der HotDog-Bude interviewt hätte. Was suchen Sie, was wollen Sie kaufen? Sind Sie das erste Mal hier? Haben Sie schon Dinge zuhause die Sie hier gekauft haben? Meist sind die Sachen, die es hier gibt nicht mehr im top Zustand, stört Sie das? Was gefällt Ihnen am Stilbruch?

Natürlich würde ich nicht direkt fragen, ob all ihre Möbel zuhause Gebrauchsspuren haben, ob sie hier aus der Not, der finanziellen prekären Lage heraus, Abstriche machen. Oder ob sie einfach dem Konsumwahn ein wenig Kraft nennen wollen.


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